Wachau Magazin 2023

Mit dem Rosé 1805 Reserve« sorgt die Domäne Wachau (im Bild Kellermeister Heinz Frischengruber) immer wieder für Furore, aber auch viele weitere Rosés der Domäne lohnen mehr als nur einen Blick. Ebenso wie jene von vielen weiteren Wachauer Spitzenwinzern, etwa von Dr. Herwig Jamek, Karl Stierschneider, Erich Machherndl oder Karl Holzapfel (v.l.n.r.). Weitere Rosé-Tipps finden Sie auf den nächsten 2 Seiten. « »In einigen wirklich besonderen Jahren, wie sie pro Jahrzehnt vielleicht zwei Mal vorkommen, machen wir auch Rotwein. Rosé indessen jedes Jahr«, erzählt der Winzer, dessen rosa Sekt sich in den letzten Jahren ganz besonderer Beliebtheit erfreut, wie er anfügt. Noch gefragter ist allerdings eine wahre Rarität, die Stierschneider anbaut. Und die sich Rosenmuskateller nennt. »Eigentlich handelt es sich um Rotwein, der aber während der Gärung stark an Farbe verliert und so in Aussehen und Geschmack einem Rosé nahekommt«, betont der Winzer. Offenbar stammt die Sorte ursprünglich aus dem Balkan. Angebaut wird sie vorwiegend in Südtirol und in kleineren Mengen im Burgenland, in beiden Fällen dient sie in erster Linie zur Erzeugung von Süßweinen. Am Kartäuserhof indessen werden daraus trockene und zugleich stark aromatische Weine gemacht, die derart gut ankommen, dass der Wein bald nachdem er in die Flasche kommt, auch schon wieder ausverkauft ist. ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATIVEN AUSREISSERN Auch Erich Machherndl setzt auf den Trend hin zum Rosé. Bei demWinzer aus dem malerischen Weinbauort Wösendorf wird man das Gefühl nicht los, dass in seiner Brust zwei Herzen schlagen. Man empfindet dies bereits beim Betreten des Winzerhauses der Familie, wenn man hinter der historischen Fassade und dem massiven Holztor von einem modern gestylten Weingut und Wohnhaus überrascht wird. Und man empfindet es erneut, umso mehr man sich mit der Arbeit des Winzers beschäftigt, dessen Weingut seit 2018 biologisch zertifiziert ist. Da sind zum einen jene Weine, die sich in die klassischen Wachauer Kategorien Steinfeder, Federspiel und Smaragd eingliedern. Und dann sind da jene, die durch Charakter, Name und Aufmachung deutlich ausreißen aus der traditionellen lokalen Weinbauschule. Darunter etwa der trendig benannte Rotwein Pulp Fiction, der je nach Jahrgang aus einer der beiden roten Sorten gekeltert wird, die der Betrieb anbaut. Nämlich Syrah und Zweigelt. In allen Fällen aber erzeugt Machherndl sehr tiefgründige Weine, die weniger auf schnelllebige Fruchtnoten und Aromen setzen als auf Tiefgang und Lagerfähigkeit. So auch der Rosé-Sekt, der ausschließlich aus Zweigelt besteht. »Allerdings kommt es zu Jahrgängen, in denen der Grundwein bereits so alkoholreich ist, dass wir anstatt Sekt stillen Wein abfüllen«, erklärt Machherndl. In den anderen Jahren aber erweist er sich als charmanter, tief-rosafarbener Sekt mit dezenten Aromen von Waldbeeren und Granatapfel, angenehmem Säurespiel und feiner Perlage, der auch als Speisenbegleiter durchaus seinen Mann steht. Als solchen will auch Karl Holzapfel seinen Rosé Pink verstanden wissen, den der Winzer in seinem historischen Prandtauerhof erzeugt. »Mit seiner Vollmundigkeit sowie den Kirsch- und Erdbeernoten eignet sich gerade der aktuelle Jahrgang nicht nur zum sommerlichen Aperitif oder im Winter auf der Schihütte, sondern auch zu vielen Gerichten, zu denen man üblicherweise Rotwein trinkt, aber doch lieber etwas Leichteres wünscht«, sagt der Weißenkirchner über seinen reinsortigen Zweigelt Rosé. Auf eine Cuvée, nämlich aus Zweigelt und Blauburgunder, setzt indessen Dr. Herwig Jamek in Joching. »Da wir auch ein Restaurant betreiben, bauen wir die Trauben in erster Linie für unseren Rotwein an«, erklärt der Winzer. Diese werden aber je nach Jahrgang bisweilen auch früher und bei optimaler Reife geerntet, um daraus einen vergleichsweise vollmundigen Rosé zu erzeugen, der überaus animierend, finessenreich und gut strukturiert ist. Ein ganz besonderer Rosé kommt aus dem blutjungen Weingut mit dem hübschen Namenvon der Vogelwaide in Mitterarnsdorf. Der Balztanz Rosé, den Daniel Vogelwaid gemeinsam mit seinem Partner Michael Donabaum, dem Sohn des Spitzer Winzers Martin Donabaum, erzeugt, ist eine originelle Cuvée aus Merlot, Zweigelt & Blauem Portugieser, die sich in zartem Rosa mit bronzefarbenen Reflexen präsentiert. »Auf eine frische, vordergründig aromaintensive Stilistik stehen wir nicht so sehr«, sagt Vogelwaid, »vielmehr wollen wir Weine machen, die gut altern, sich mit der Zeit verbessern.« Wie sehr das den beiden wirklich gelungen ist, wird sich beim Balztanz Rosé Jahrgang 2020 wohl erst in einigen Jahren zeigen. Doch bereits jetzt besticht der Wein mit Aromen von Waldbeeren, Rhabarber und dunkler Schokolade, mit Noten von Thymian und Lavendel sowie mit lebendigem Säurebogen und langemAbgang. Ein Wein der, wie viele weitere Beispiele in der Wachau, belegt, dass auch ein für seine Weißen bekanntes Weinbaugebiet exzellente Rosés hervorbringen kann. Fotos: Günter Standl, Joerg Lehmann, Emil, Pamela Schmatz, Herbert Lehmann WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 3 | 53

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