Wachau Magazin 2023

DAC ist eine Verordnung innerhalb des Weingesetzes, die regelt, wann eine Gebietsname verwendet werden darf. Dadurch wurden gesetzliche Regelungen geschaffen, die wir uns im Verein zwar zum Teil auferlegt hatten, jetzt aber das Gesetz vorschreibt. Beispielsweise die Handlese betreffend. Durch das DAC-System haben wir unser schon zuvor gut geschütztes Gebiet mit einem zusätzlichen Schutz ausgestattet, an den sich auch Nicht-Mitglieder der Vinea Wachau halten müssen, wenn sie die Herkunftsbezeichnung Wachau verwenden wollen. Die Vinea Wachau hat sich im Vorjahr auch neue Umweltschutzregeln selbst auferlegt. Worum geht es dabei? E.K.: Um eine Willensbekundung innerhalb des Vereins. Sie besagt, dass jeder, der die drei Kategorien verwenden möchte, auch eine Nachhaltigkeitszertifizierung haben muss. Während es bei einer biologischen Zertifizierung nur um die Arbeit im Weingarten geht, bezieht die Nachhaltigkeitszertifizierung auch die Arbeit im Keller und soziale Komponenten mit ein. Etwa was den Energieoder Wasserbedarf betrifft. Dabei werden Punkte vergeben. Wenig nachhaltige Wirtschaftsweisen bringen Abzüge, besonders nachhaltige Pluspunkte. Dadurch können beispielsweise kleinere Betriebe, die von der Infrastruktur her gewisse Möglichkeiten gar nicht haben, ihre Energiebilanz in anderen Bereichen verbessern. Das verdeutlicht mir als Winzer auch, wo ich mich verbessern kann, wo investiert werden muss, wie ich meinen Betrieb weiterentwickeln sollte. Nachhaltigkeit ist überaus wichtig für uns – und wird wohl auch immer wichtiger werden. Das Bewertungssystem wird unsere Mitglieder dabei begleiten und unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu setzen. Wie sehen Sie in Zeiten des Klimawandels die Zukunft für die Wachau? Muss man sich schon auf veränderte Stilistiken oder gar auf neue Sorten einstellen? E.K.: Ganz genau wissen wir natürlich nicht, worauf wir uns einstellen müssen. Aber ich glaube nicht, dass es in unseren Breiten nur mehr solche Jahre gibt wie etwa 2018, in dem die Ernte extrem früh begonnen hat. Bislang sind die Witterungsverhältnisse in den einzelnen Jahren noch sehr unterschiedlich. Ein regnerischer und kühler August, wie es ihn 2021 gab, kann beispielsweise alles verändern. Folglich kann man sich in der Sortenwahl auch nicht an solche extremen Jahre anpassen wie 2018 eines war. Dennoch muss man die Entwicklung sehr genau beobachten und eventuell mit neuen Sorten experimentieren. Das sehe ich aber alles andere als dogmatisch. Ich bin überzeugt davon, dass wir auch in den kommenden Jahrzehnten noch exzellente Grüne Veltliner oder Rieslinge erzeugen werden. Nach einem Winter ohne Schnee und sehr trockenem Frühjahr waren die Feuchtigkeitsreserven der Böden nahezu aufgebraucht. Die Rebblüte verlief allerdings unter guten Bedingungen, so dass starke Verrieselungen und spätere Mengeneinbußen ausblieben; dennoch war der Traubenansatz eher locker. Einen Sonderfall bildeten jene Spitzer Lagen, die vom Hagel im Jahr 2020 stark betroffen waren und nunmehr mit starkem Wachstum reagierten. Geringfügige Niederschläge im Mai und Juni erbrachten keine Entspannung. Als sich die Trockenheit im Sommer fortsetzte, haben die Wachauer Winzer den Vegetationsverlauf mit Sorge verfolgt. Und tatsächlich hat dies beim Grünen Veltliner trotz der vielfach vorhandenen Bewässerung die Vegetation und Zuckerzunahme gehemmt. Leichter taten sich unter diesen Voraussetzungen die eher Trockenheitsresistenten Rebsorten wie Riesling und Chardonnay. Ende August und Anfang September wendete sich das Blatt und speziell im Osten der Wachau rund um die Loibner Scheibe fiel in kurzer Zeit sehr viel Regen. Für den Grünen Veltliner war dies günstig, weil die Beeren anschwollen und einen wahren Wachstumsschub erlebten. Eine penible Selektion war freilich für gute Qualität unerlässlich, und Mitte Oktober wurden schließlich die ersehnten Smaragd-Gradationen erreicht. Lediglich süße Prädikatsweine wird es aus 2022 so gut wie keine geben. Insgesamt war die Erntemenge quantitativ zufriedenstellend, was insbesondere für die von etwas weniger Niederschlägen betroffene westliche Wachau gilt. Im Spitzer Abschnitt hat auch der Riesling von den erwähnten günstigen Bedingungen schmeckbar profitiert. Schwieriger waren die Verhältnisse für diese Rebsorte im alten Thal Wachau und rund um den Kellerberg und Loibenberg, wo sich die Erntemenge deutlich verringerte. Alles in allem zeichnet sich trotz der eher schwierigen Witterungsvoraussetzungen, die auch gebietsweise recht unterschiedlich ausfielen, ein guter bis sehr guter Weinjahrgang ab. In jeder Reifestufe und aus jeder Rebsorte sollte es wieder genügend Wachauer Steinfedern, Federspiele und Smaragde geben, die auch den verwöhnten Gaumen zufriedenstellen werden. Dr. Viktor Siegl zählt zu den renommiertesten Weinautoren im deutschsprachigen Raum und schreibt unter anderem regelmäßig für die Fachzeitschrift VINARIA. GEMISCHTE WITTERUNG, GESICHERTE QUALITÄT JAHRGANG 2022 58 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 3

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