Wachau Magazin 2021

66 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 1 GUT ABER LEIDER RAR Nach einigen Wetterkapriolen darf man fruchtbetonte und rassige Wachauer Weine erwarten, die etwas leichter strukturiert sind als in den letzten Jahren. Ein Wermuts- tropfen ist allerdings die geringe Erntemenge. Nach etwas verspätetem Austrieb sowie einem sehr tro- ckenen und warmen April sollte der Mai für die schon er- sehnten, ergiebigen Niederschläge sorgen. Spätfröste blieben aus, und die Blüte ging Mitte Juni mehr oder weni- ger problemlos vonstatten. Im Sommer wechselten sich heiße und sonnige Tage mit regnerischen ab; längere Hit- zewellen blieben aus. Die häufigen Niederschläge bereite- ten den Winzern bereits frühzeitig einige Sorgen, denn die Laubarbeit musste sehr sorgfältig erfolgen, um eine gut durchlüftete Traubenzone zu erhalten und Pilzkrankheiten zu vermeiden. Bis Mitte August sah es in den Weingärten sehr gut aus, doch dann wendete sich das Blatt. Ungewöhnlicher Stark- regen sorgte für Wassermengen, die vielerorts die Spei- cherkapazität der Böden überforderten. Dazu gesellte sich Ende August noch ein extremes Hagelunwetter, das vor allem einige Spitzer Toplagen verwüstete, aber auch Wein- gärten in der mittleren Wachau sowie in Loiben und Ros- satz betraf. Vor allem dieses Naturereignis zögerte die Lese weiter hinaus, denn die beschädigten Rebstöcke be- nötigten einige Zeit, um das vegetative Wachstum wieder aufzunehmen. Infolge weiterer Regenfälle im September konnte nicht immer mit der Ernte bis zum optimalen Reife- zeitpunkt zugewartet werden. Diese schwierigen Voraussetzungen erforderten eine peni- ble Selektion des Traubengutes. So waren in den Weingär- ten nicht selten Teams von bis zu zwanzig Lesern unter- wegs, die dennoch nur eine relativ geringe Tagesmenge zuwege brachten – das Resultat war die teuerste Weinlese seit vielen Jahren. Freilich hat sich eine derart akribische Selektion letzten Endes doch ausgezahlt, denn speziell die Rieslinge, denen der Starkregen weniger zugesetzt hat als den Veltlinern, sind überaus fruchttief und rassig ausgefal- len, wobei auch einige kraftvolle und dichte Smaragde er- zielt werden konnten. Vergleichbar hohe Mostgewichte waren bei den Grünen Veltlinern nicht möglich, dennoch gibt es auch in diesem Jahr einige Smaragde etwas leich- terer Bauart. Jedenfalls sollten im Federspiel-Bereich wie- der alle bekannten Wachauer Lagen vertreten sein. Der unleugbare Wermutstropfen verbleibt freilich die ge- ringe Menge der Weinernte 2020. Wer auf Smaragde aus bestimmten Wachauer Spitzenlagen erpicht ist, sollte daher nicht lange warten, um einige Exemplare dieses Jahrgangs zu erstehen. Dr. Viktor Siegl zählt zu den renom- miertesten Weinautoren im deutsch- sprachigen Raum und schreibt unter anderem regelmäßig für die Fach- zeitschrift VINARIA. GIBT ES DAZU AUSSER BIER ZUM BRATL AUCH EINE WEINEMPFEHLUNG? Aber selbstverständlich. Ein Grüner Veltliner Smaragd, am besten aus den Jahren 2015, 2016 oder 2017, passt auf jeden Fall wunderbar. WAS SIND DENN SONST NOCH KLASSIKER IHRER SPEISENKARTE? Die Karte ändert sich fast jeden zweiten Tag. Aber eine Art Rostbraten gibt es immer, ebenso eine Innerei, wie Kalbsleber oder -niere, und ein Kalbs- gulasch. Nicht zu vergessen die Grammelknödel mit Sauerkraut als Vorspeise. Am Wochenende mache ich gern gefüllte Kalbsbrust oder ein gekochtes Schulterscherzerl. Bei den Desserts sind die Cremeschnitte und die Topfenschupfnudeln mit Mohn und Marillenröster der Renner. ALSO KLASSISCHE WALDVIERTLER KÜCHE? Es ist gemischt. Wir haben traditionelle Wirtshausgeschichten und Waldviertler Gerichte. Dazu zusätzlich immer etwas Ausgefalleneres, etwa Alpensaibling mit Hummerkraut. Die Karte ist eigentlich gar nicht so klein. Ich möchte, dass die Gäste Auswahl haben, auch wenn das eine Herausforderung für uns in der Küche ist. HABEN SIE NOCH EINEN GEHEIMTIPP FÜR URLAUBER, WAS MAN HIER UNTERNEHMEN SOLLTE? Man kann von Hartenstein nach Hohenstein neben dem Kremstal-Fluss spazieren, das gefällt mir sehr gut. Zur richtigen Zeit trifft man dort keinen Menschen und ich finde das Wasser so beruhigend. EIN PLATZ ZUM GENIESSEN, vorausgesetzt man hat rechtzeitig reserviert: der lichtdurchflutete Wintergarten im Gasthaus der Familie Schwarz. JAHRGANG 2020 Wachauer Herkun , garantiert seit 823 n. Chr. ik-wachau.at 823 n. Chr. wurde die Wachau erstmals urkundlich erwähnt. In der Wachau sind wir beim Herkunfts- schutz schon immer einen Schritt weiter. Aktuell mit dem neuen Wachau DAC- System. Was bleibt: die bewährten Stilistiken Steinfeder ® , Federspiel ® und Smaragd ® . Echt Wachau, garantiert. Riedenweine lassen Sie die typische Wachau erleben. Entweder als Grüner Veltliner oder Riesling. Sie bilden die Spitze der Herkunftspyramide und spiegeln Wachauer Terroir in seiner kleinsten Einheit wider – der Riede. Weder spürbarer Holzeinfluss noch Anreicherung sind erlaubt. Ortsweine werden aus Trauben eines einzelnen Ortes gekeltert. Nur traditionelle Wachauer Rebsorten sind unter diesem Etikett erlaubt, spürbarer Holzeinfluss nicht. Gebietsweine liefern die geballte Vielfalt der Wachau. Entdecken Sie zahlreiche Sorten und Weinstilistiken, die in der Wachau zu finden sind. Sie werden sehen: Die Region ist seit jeher für eine Überraschung gut. Wo Wachau draufsteht, ist 100% Handlese drin. © Robert Herbst

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