Wachau Magazin 2021

58 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 1 Safran aus den Weinterrassen Nicht nur die Weinreben fühlen sich im Mikroklima der Wachau wohl, der Safrankrokus weiß es ebenso zu schätzen. »Und das schon sehr lange«, weiß Bernhard Kaar. Der Botaniker entdeckte im Stift Melk eine Schrift von 1797, in der ein Mönch über den einstigen Anbau der Gewürzpflanze schrieb. Denn: »Unsere Region war einst Hauptproduzent in Europa.« Nach 100-jähriger Pause belebte er die Ge- schichte neu. Mittlerweile ist seine Anbaufläche auf 4,5 ha angewachsen. »Alles bio und demeterzertifi- ziert«, erzählt er stolz. Die roten Stempelfäden werden in seiner Wachauer Safranmanufaktur am Bahnhof Dürnstein nicht nur verarbeitet – hier kann man sie beispielsweise als Safran-Guglhupf im hübschen Café genießen und weitere Produkte kaufen. Etwa Safranschokolade, -likör und -tagliatelle und sogar die Krokusknollen mit genauer Pflanzanleitung zum Mitnehmen. Sehr empfehlenswert sind die unterhaltsamen, regelmä- ßigen Safran-Seminare. Demeter-Qualität für Küche und Kosmetik Eigener Anbau und Demeter sind zwei Werte, die im Nikolaihof in Mautern mit Vorbildfunktion gelebt werden. Das älteste Weingut Österreichs arbeitet seit über 45 Jahren nach den Richtlinien der biody- namischen Landwirtschaft. »Was für andere beson- ders ist, ist für mich das Selbstverständlichste«, sinniert Martin Saahs, dessen Mutter Christine auf diesem Gebiet österreichweit Pionierarbeit leistete. Besucher lieben es, im Innenhof unter der ausla- denden Kaiserlinde zu sitzen, gut zu speisen und anschließend Hausgemachtes mitzunehmen. Mitt- lerweile gibt es rund 50 Produkte, vom Holunder- blütensirup bis zu Senfmarillen. Martin Saahs er- gänzt diese mit der Biotrauben-Kosmetikserie »dieNikolai«, in der er natürliche Rohstoffe primär aus eigenen Demeter-Gärten verarbeitet. Eine Prise Chili beim Kultgärtner Liptauer, Fisch oder Hot? Eine Frage, die sich ganz leicht in der Gärtnerei Hick in Weißenkirchen beant- worten lässt, denn hier gibt es die feurig-aromati- schen Wachauer Chili-Pulver von Manuela und Stefan Hick. 2004 produzierten sie zu viele der scharfen Pflänzchen, ernteten die Schoten, trockne- ten sie und mahlten sie in der Kaffeemühle. Mittlerweile ist alles hochqualitativ professionell, und die insgesamt sechs unterschiedlich hitzigen Würzpulver und die feurige Schokolade sind der große Hit der auch mit seinen vielfach selbst gezo- genen Blumen und Gartenpflanzen außergewöhn- lichen Gärtnerei. Nun kommt noch eine Schokolade hinzu, in der die blumige Note der marillenfarbenen Duftrose »Die schöne Wachauerin« integriert wird. Wer ein Stück im eigenen Garten anpflanzen möchte, findet neben der genannten Traumrose unter ande- rem sogar Rebstöcke und Marillenbäumchen. Neu: Abholung rund um die Uhr möglich. Traditionell Eingemachtes und eine Prise Nusslikör »Ich habe viel von meinem Schwiegervater gelernt«, erzählt Michaela Schachner vom gleichnamigen Fa- milienhotel in Maria Tafel. »Die Idee, etwas haltbar zu machen und dadurch lange Freude daran zu haben, begeistert mich einfach!« So sehr, dass sie ihren Genussladen demnächst sogar umbaut und vergrößert. Kein Wunder angesichts der Nachfrage nach ihren Marmeladen, Röstern, Chutneys, Brän- den und Likören. Ihr Liebling ist der Nusslikör mit Walnüssen aus dem eigenen Garten. Diese werden noch vor der Sonnenwende ge- erntet, in Weingeist und Auszügen von Orangen und Zitro- nen eingelegt und dann zum hochinten- siven Destillat verarbeitet. Ein Mikrokosmos Wachauer Spezialitäten Ein schmales Gebäude, ein unauffälliger Eingang und dahinter stapeln sich in Regalen und an der Theke all die wunderbaren Dinge, die Christian Mayr in seinem Wachauer Bauernladen in der Unte- ren Bachgasse in Weißenkirchen (geöffnet Mitte März bis Ende Oktober, Mi bis So 10 – 13 und 14 – 18 Uhr, T +43 (0) 27 15 / 22 098) zusammenträgt. »Ich bin mit landwirtschaftlich erzeugten Produkten auf- gewachsen und liebe kleine Manufakturen und Be- triebe, die mit Herz und Verstand selbst produzieren und dabei auf die Natur achten.« So begann er vor gut 15 Jahren, diesen Erzeugnis- sen aus der Wachau und dem nahegelegenen Wald- viertel eine Stimme zu geben. Schnell wurde ihm klar: »Die Region ist mehr als nur Wein und Marille.« Neben frischem Obst, Gemüse, Milch- und Mohn- produkten, handgebrauten Bieren und den aroma- tischen Biokäsen von Roland Berger aus dem be- PURE NATUR Der Nikolaihof ist nicht nur bei Wein ein ökologischer Leitbetrieb, im Restaurant und ab Hof wird dieses Thema ebenfalls leidenschaftlich gelebt. Auch die Kosmetiklinie dieNikolai« von Martin Saahs baut auf Demeter auf. « Fotos (2): Frank Heuer Fotos (2): Frank Heuer Foto: Gregor Semrad Foto: Petr Blaha nachbarten Mühldorf schlägt sein Herz für den prä- mierten Honig seines Zwillingsbruders, der Imker ist. Besonders gefragt sind neben dem fruchtigen Marillenröster die speziell für ihn aus einem Kartof- fel-Mürbeteig gebackenen Mohnzelten. Noch ein Geheimtipp ist der hervorragende Velsam-Balsa- mico-Essig, und falls es gerade Kartoffeln aus dem Waldviertel gibt sollte man ebenso zuschlagen wie beim Bauernbrot. Der kleine Laden in Weißenkir- chen, unweit der Schiffsfähre, ist jedenfalls eine wahre Fundgrube für Feinschmecker. Schmidls legendäre Wachauer Laberl für daheim Wenn ein Gebäck Kultcharakter hat, dann ist es das Wachauer Laberl der Bäckerei Schmidl in Dürnstein. Das krosse Original mit dem S an der Unterseite (un- bedingt darauf achten!) und dem fluffigen Inneren passt solo, als Weinbegleitung, aber gleichermaßen zu Schinken oder süßer Marillenmarmelade. Entsprechend streng hütet Barbara Schmidl bereits in der vierten Generation das Original-Backgeheim- nis. Dennoch muss man auch nach der Rückkehr vom Urlaub nicht auf das Laberl verzichten: Einfach vorgebacken einen Tag vorher in der Bäckerei in Dürnstein bestellen und daheim in wenigen Minu- ten fertig backen. Und schon duftet es zuhause nach Wachau. EDELKROKUS Bernhard Kaar hat in der Wachau die uralte Tradition des Safran-Anbaus wiederbelebt und lädt in seinem zau- berhaften Café am historischen Bahnhof von Dürnstein zum Einkaufen und Verkosten. GENUSS-SHOP Bestes aus der Wachau und dem Waldviertel: Kleine Manufakturen und Hausgemachtes prägen das Sortiment von Christian Mayrs Wachauer Bauernladen in Weißenkirchen. Tipp: der erlesene Velsam-Balsamico-Essig. DIE ECHTEN Nur mit dem S« am Boden sind es echte Wachauer Laberl nach dem Geheimrezept von Barbara Schmidl aus Dürnstein. Für zuhause am besten teilgebacken mitneh- men, einfrieren und im Backrohr fertig backen. « EDEL & SCHARF Vom Chili der Gärtnerei Hick schwärmen sogar Spitzenköche, von den selbstgezogenen Pflanzen die Garten- liebhaber. Wunder- schön: die duftende Rose Die schöne Wachauerin«. « Foto: Wolfgang Garger

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