Wachau Magazin 2021
32 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 1 tto Raimitz ist verliebt. In Niederösterreich. »Das Land hat irrsinnige Power«. Das färbt ab. Der Gastronom und Tausendsassa scheint nicht begabt fürs Stillsitzen. Wenn er sich vorbeugt, um ein Konzept zu erklä- ren, sich wieder zurücklehnt und mit weiten Gesten eine Idee in die Luft zeichnet, um dann mit funkelnden Augen sein Gegenüber zu fixieren, ist klar: Er sprüht vor Energie. Seit 1822 ist seine Familie in Krems tätig, seit mehr als 100 Jahren steht der Name Raimitz für feine Confiserie. Die Cafés und Konditoreien der Familie liegen in den Händen von Otto Raimitz‘ Mutter und Schwester, doch auch er trägt das Zucker- bäcker-Gen. »Als Erstes zeichne ich immer eine Mehlspeis-Vitrine«, sagt der ge- lernte Konditormeister und lächelt verschmitzt. Jahrelang war er unterwegs, hat im Ausland viel gesehen, viel gelernt und ist dennoch »wegen der Liebe« wieder heimgekommen. Mit Ideen und Plänen im Gepäck. Und Ärmeln zumAufkrempeln. Nach dem Start in Stein 2004 geht es Schlag auf Schlag. 2011 eröffnet sein Wellen.Spiel am Schiffsanlegeplatz Krems-Stein, 2014 das Genuss.Spiel im Kremser Einkaufszentrum MARIANDL, 2017 folgt das »Schau.Spiel« in St. Pölten. Und jetzt, 2021, das Markt.Spiel. Mitten in Krems, mitten in der Fußgängerzone. »Ich habe gesehen, dass die Kremser immer mehr die Fußgängerzone meiden.« Und dagegen, so der »Urkremser« Raimitz, müsse man doch etwas unternehmen. PLATZ FÜR BEGEGNUNGEN Mit seinem Markt.Spiel in der Unteren Landstraße 3 ist nun ein neuer, köstlicher Treffpunkt entstanden. Der Standort könnte besser nicht sein. »Aus dem ,Täglichen Markt‘ soll eine Piazza werden«, wünscht sich der Mitt- fünfziger. »Hier hat Krems begonnen zu leben.« Seit 1433 sei auf diesem historischen Platz das Gericht und der Pranger zu finden. Und ein prächtiges Kaufmanns- haus. Wer es nun betritt ist erstaunt. Ganz natürlich fügen sich die klaren Linien und das moderne, heitere Design der Einrichtung in den historischen Rahmen des Gebäudes, das mit seiner Großzügigkeit ein wenig an einen mediterranen Palazzo erinnert. 130 Gäste haben hier Platz, im Gastgarten weitere 75. Zugegeben, König Zufall und die Glücksfee waren auch beteiligt. Denn eigentlich war Otto Raimitz schon drauf und dran, in Tulln, ein Stück donauabwärts, ein weiteres Wellen.Spiel zu errichten. Dann erfuhr er von der Schlie- ßung der Filiale der Kremser Bank in der Fußgänger- zone. Und wechselte seine Pläne. VIELE KONZEPTE AN EINEM ORT »Change concept« nennt er die sehr dynamische kuli- narische Bespielung des Hauses, die von halb acht Uhr früh bis fast Mitternacht mehrmals wechselt. Erstes Highlight: das Frühstück. Darauf ist er besonders stolz: »Unser Frühstück ist einfach super. In unseren Betrie- ben frühstücken täglich rund 2.500 Gäste.« Urban soll es sein, trendig, gesund und natürlich ein Gaumen- schmeichler. Zu Mittag wird – neben À-la-carte-Gerichten – ein »quick menu« serviert: Suppe, Hauptspeise und Dessert Er glaubt an Krems, an die Wachau als Ganzjahresdestination und an zeitgemäße Gastrokonzepte. Und hat soeben seine vierte Genussadresse eröffnet: das Markt.Spiel. ALLE RAIMITZ-BETRIEBE AUF EINEN BLICK KREMS Markt.Spiel, Untere Landstraße 3 Wellen.Spiel, Welterbeplatz 1 Genuss.Spiel, Wiener Straße 91 Café-Konditorei Raimitz, Bahnhofplatz 12 Raimitz Zuckersüß, Kirchengasse 1 ST. PÖLTEN Schau.Spiel, Rathausgasse 1 Text: Barbara Hutter auf einem Tablett. Das spart Zeit. Das Wort »quick« ist nämlich durchaus ernst gemeint: »Wenn ein Gast länger als fünf Minuten auf sein Essen warten muss, ist er von uns eingeladen.« Von 14 bis 17 Uhr verwandelt sich das Markt.Spiel in eine Konditorei, ein gemütliches Café, mit spannenden Drinks, zum Plaudern und Entspannen. ABENDLICHE GENÜSSE Erneuter Wechsel: Von 17 bis 23 Uhr ist Fine Dining an- gesagt, mit ausgezeichneten Weinen aus Österreich, wechselnden Lichtkonzepten und durchaus originellen Einfällen wie einem Damen- und einem Herreneck. Offen für alle Gäste, vom Espresso-Trinker bis zum Gourmet, der zum Lammrücken eine Bouteille von F.X. Pichler be- stellt. Die Küche? Auch hier statt klassischer Haus- mannskost Hochqualitatives, Trendiges, Regionales. »Das ist für mich urban.« Obwohl, das mit dem Regionalen, das bringt Otto Raimitz eher zum Schmunzeln. Als würde man nach Tischen und Stühlen fragen. Das müsse heut- zutage doch klar sein. »Mehr regional als wir kann man gar nicht sein.« Er lacht. Schon die Weinauswahl spricht eine deutliche Sprache: Sowohl im Wellen.Spiel als auch im Markt.Spiel sind auf der Karte gut 60 Winzer aus der Gegend vertreten. Im Wellen.Spiel, so Raimitz, nehme die Donau den Stress weg, nach einer Viertelstunde aufs fließende Wasser schauen werden die Menschen ruhig. Das Markt.Spiel hat eine Stadtatmosphäre mit schönem Blick auf die histori- schen Häuser rundum. So sollen auch die Kremser wieder ihre Stadt neu schätzen lernen. Raimitz lächelt verson- nen. »Krems könnte die Hauptstadt der Wachau sein.« Für ihn ist sie es bereits. Foto: Christian Wöckinger © Wögerer O Bei Redaktionsschluss kurz vor Eröffnung: Das Markt.Spiel in der Altstadt von Krems, der jüngste Clou von Otto Raimitz. HERR RAIMITZ SPIELT AUF
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