Wachau Magazin 2019

WA C H A U M A G A Z I N 2 0 19 | 73 W E I N - D E S I D N Der Mauritiushof, das Stammhaus am Kirch- platz, ist ein historischer Arkadenhof und soll es bleiben. Pragmatische Gründe haben Gritsch zum Neubau bewogen: Um hochqua- litative Weine zu erzeugen, muss der Keller am letzten Stand der Technik sein. Außerdem war effiziente Energienutzung ein Kriterium: Die erforderliche Temperatur für die Verarbeitung von Weinen wird mittels Erdkühlung erreicht. Sogar für einen eigenen Holzfasskeller reicht der Platz, und es wird nun auch mit Vergärung im Betonei oder Keramikgefäßen experimen- tiert. Der neue Keller scheint Franz-Josef Gritsch jedenfalls zu inspirieren. KONSEQUENTER PURISMUS Die Weißweine von Vater und Sohn Leo Alzin- ger sind weit über die Grenzen des Landes für ihre Finesse und Geradlinigkeit bekannt: Ent- gegen aller Moden haben sie nie opulente oder alkoholschwere Weißweine gekeltert – heute liegen sie damit genau im Trend. So ist es nicht verwunderlich, dass ihr neu konzipiertes Weingut auch frei von Schnörkeln und Firlefanz blieb. Bewusste Reduzierung auf das Wesentliche, klare Linien und präzise Strukturen zeichnen den zeitgenössischen Bau aus, der 2017 von einer Fachjury zu einem der Siegerprojekte des Wettbewerbs »Vorbildliches Bauen in Niederösterreich« gekürt wurde – mit der Begründung, es handle sich dabei um eine »nachahmenswerte, bauliche Weiterentwick- lung des Weltkulturerbegebiets Wachau«. Geplant wurde der Neubau ebenfalls vom Ar- chitektenbüro Thomas Tauber, dem schon ge- nannten Profi in Sachen Weinkellerarchitektur. Es ist ihm erneut gelungen, in Anlehnung an die tradierte Bauform der Wachau, ein aufre- gendes Statement zum Thema »moderne Ar- chitektur« zu setzen: Das Nebeneinander von Alt- und Neubau auf einem Grundstück ergibt einen spannenden Dialog – die beiden so verschiedenen und doch ähnlichen Gebäude finden dabei zu einem homogenen Ganzen. Wieder wurden tradierte Elemente zeitgenös- sisch interpretiert – gleichsam spiegelbildlich. Die kompromisslos reduzierten Formen ver- deutlichen im Grunde das Wesen der histori- schen Wachauer Bauweise und somit ihre zeitlose Schönheit. Dabei legte man großen Wert auf ökologische Nachhaltigkeit, Energie- effizienz und Ressourcenschonung. Das Projekt entspricht in jedem Detail der Be- triebsphilosophie: Die Alzingers haben sich nie marktschreierisch mit der außerordentlichen Qualität ihrer Weine gebrüstet – beide, Vater und Sohn, sind zurückhaltende, leise Men- schen, die trotz ihres Erfolgs bescheiden und geerdet wirken. So sind auch ihre Weine keine Schreihälse, sondern zeigen immer erst ihr enormes Potenzial, wenn man sich auf sie einlässt, ihnen Zeit gibt. Den geeigneten Raum dafür haben sie jetzt jedenfalls gefunden. WEINGUT FJ GRITSCH Der Stammsitz von Franz-Josef Gritsch (3) ist der Mauritiushof (2) am Dorfplatz von Spitz, unter anderem mit schmucken Ferienwohnungen. Spannender Kontrapunkt: Der moderne Kalmuckkeller (1) am Ortsrand mit Fassaden aus gefärbtem Glasgranulat. WEINGUT ALZINGER Ökologische Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung – die gelungene Neukonzeption des Familien-Weingutes (4 bis 6, im Bild Leo Alzinger jun.) wurde bei Vorbildliches Bauen in Niederösterreich« als eines der Siegerprojekte gekürt. « Detailinfos zu allen Weingütern im Wachau Magazin- Beiheft »Eine Auswahl der besten Adressen« und online auf www.weingut-hoegl.at, www.machherndl.at , www.rudipichler.at , www.gritsch.at , www.alzinger.at Verkostung und Verkauf jeweils nach telefonischer Voranmeldung, beim Weingut FJ Gritsch (Kalmuck) im Mauritiushof, Kirchenplatz 13, Spitz, von April bis August: Mo–Sa 9.00–12.00 und 13.00–17.00 Uhr. TIPP Der Steinertal Grüner Veltliner Smaragd von Leo Alzinger besticht durch ein komplexes Aromaprofil, dessen Fundament in tiefer gelegenen Terrassen liegt, wo vitale Säure und profunde Mineralik den Ton angeben. Höchste Prämierungen zeichnen die Weine des nunmehr auch mit der Bestbewertung von 5 Vinaria-Kronen ausgezeichneten Winzers FJ Gritsch aus; etwa den Riesling Kalkofen mit großem Potenzial und voll Anmut und Grazie.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzA5MzY2