Wachau Magazin 2019
WA C H A U M A G A Z I N 2 0 19 | 47 V I G N E T T E Die k.-u.-k.-Agrarstatistik des Jahres 1912 verzeichnet 1.200 Hektar an Mohn- feldern im Waldviertel, noch 1934 notierte der »Zwettler Graumohn« an der Londoner Handelsbörse, dann geriet er durch Billigimporte aus dem Ausland ein wenig in Vergessenheit. In den 1980er-Jahren wurde der Mohnanbau vor allem rund um Armschlag wiederbelebt, heute ist die Region beliebtes Ausflugsziel. Etwa zum »Mohn- gartensonntag« mit unzähligen Zier-und Gartenmohnsorten – bis zu 50 ver- schiedene Sorten blühen im Mohngarten und in den Bauerngärten. Bis Mitte Juli tauchen die zarten Blüten das Mohndorf in ein Farbenmeer, dann begin- nen in den grünen Kapseln die aromatischen Körnchen zu reifen, bis sie im September erntereif sind. Mohnstrudelwandertag und Mohnkirtag mit viel bodenständiger Volksmusik sind bereits seit Jahren beliebte Fixpunkte imWaldviertler Sommer, dazu kommt die größte Mohnmühlensammlung – rund 1.300 Stück – im Mohnwirtstadl. In Armschlag finden sich auch die Hauptlieferanten der Wachauer Gastrono- mie. Rosemarie Neuwiesinger vom »Mohnwirt« fährt seit mehr als 25 Jahren fast täglich mit ihrem Mann Johann aufs Feld hinaus. »Wir können uns immer noch nicht sattsehen«, lächelt die Mohnwirtin. Seit 1989 arbeitet das Wirts- paar daran, den echten Waldviertler Graumohn zu neuer – nachhaltiger – Blüte zu verhelfen. Mit Erfolg. Und auch Margarete und Andreas Greßl haben sich dem Mohn verschrieben. Aus Grau-, Blau- und Weißmohn werden auf ihrem »Mohnhof« zudem feine Öle gepresst, drei Sorten, dazu ein mit Basili- kum aromatisiertes. Das Lieblingsprodukt von Margarete Greßl: Mohnpesto. TIPP VON MOHNBÄUERIN MARGARETE GRESSL Der Graumohn ist für Mehlspeisen am feinsten, vom Blaumohn findet man im Handel oft schlechte Qualität, weil er mit dem Mähdrescher geerntet wurde und daher so manche Körnchen schon be- schädigt sind. Dadurch tritt Öl aus und wird ranzig. Das wird dann durch viel Zuckerzugabe kaschiert. Das merkt man aber, spätestens beim zweiten Bissen, wenn es hinten im Gaumen ein wenig brennt, fast ein bisschen scharf schmeckt. Ab Mitte Juli lockt die Mohnblüte nicht nur Bienen nach Armschlag, rund eine halbe Autostunde von Spitz. »Gemma Mohn schauen« heißt es dann und das gleich mehrmals im Jahr. AUSFLUG INS MOHNDORF MOHN-KLASSIKER Die besten Rezepte aus Europa – von deftigem Mohnauflauf (Ungarn) über saftigen Mohnstrudel (Polen) bis zu Mohn-Kolatschen (Tschechien) und schlesischem Mohnkuchen – eine unterhaltsame Kulinarikreise, gut nachkochbar aufbereitet. Krenn-Verlag, ISBN 978-3-99005-265-5, € 19,95. BUCH TIPP Foto: NÖ Werbung/Michael Liebert
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