Wachau Magazin 2019
keineswegs bloße Soldaten. Sie waren auch Pioniere, Stra- ßenbauer, Maurer, Kalkbrenner, Ziegelhersteller, Steinmetze, Schmiede, Zimmerleute, Sanitäter. Ihre Kommandanten nicht bloße Unteroffiziere, sondern Techniker, Baumeister, Ärzte, Vermessungsingenieure, Kanzleileiter, Architekten, Stadtentwickler, Sicherheits- und Ordnungskommandanten sowie ärztliche Spitalsleiter. In den Legionslagern wurde Wolle, Leder und Holz weiter- verarbeitet. Baumaterial wie Granite, Gneise, Konglomerate, Sand- und Kalksteine lieferten Steinbrüche der Umgebung. Wertvoller Marmor wurde auch über größere Entfernung transportiert. Die Übernahme der Verwaltung des bestehen- den Salzbergbaus in Hallstatt sicherte nicht nur dessen lau- fende Einnahmen, sondern auch die Konservierung von Lebensmitteln für die Speicher der Legionslager. Das nori- sche Eisen (»ferrum noricum«) diente Schmieden zur Pro- duktion von Waffen, Werkzeugen, Nägeln und Klammern. Dazu kamen Töpferwerkstätten, Ziegeleien und Kalkgewin- nung. Die Produktivität für Warenerzeugung und Dienstleis- tungen ging deutlich über die eigene Bedarfsdeckung der Militärlager hinaus und kam der Zivilbevölkerung zugute. Bereits im ersten Jh. n. Chr. wurden auf dem Gebiet des heutigen Österreich wesentliche zivilisatorische Grundla- gen geschaffen. Das Markenzeichen der pax romana fußte darauf, auch in den entferntesten Provinzen möglichst glei- che Lebenskultur wie in der urbs aeterna am Tiber zu schaffen. umorvoll wird mit diesem Satz bis in unsere Zeit der Schock umschrieben, den die massiven gesell- schaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen bei den Kelten nach der Eroberung Galliens durch Julius Caesar auslösten. Bereits wenige Jahrzehnte danach stand die Weltmacht Rom unter Kaiser Augustus, Caesars Großneffen Octavian, mit einer gewaltigen Militär-Maschinerie auch in Germania Magna. Die Germanen standen zivilisatorisch hinter den Kelten. Die Siedlungen überstiegen selten 200 Menschen. Umso wuchtvoller wirkte die Pax Romana. Die Donau wird mit einer hoch entwickelten, urbanen Kultur über fünf Jahr- hunderte die nördliche Grenze eines Vielvölkerreiches, das sich über drei Kontinente erstreckte. Die immense Größe und die Dauer seines Bestandes machten das Imperium Romanum zum dominierenden multikulturellen Reich in der Geschichte des Westens. KULTUR, TECHNIK UND FORTSCHRITT Römer sahen sich nicht nur als Kriegsherren. Die Söhne der Wölfin waren in erster Linie Bringer von Kultur und hoch entwickelter Technik. Bereits mit einer römischen Legion (Stärke ca. 6.000 Soldaten) kamen Spezialisten in allen Dingen des praktischen Lebens. Einfache Legionäre waren H Die Römer kommen: Eingetaucht in Nebelschwaden kehrte dieses römische Militär-Schiff anlässlich der letztjährigen OÖ-Landesausstellung in österreichische Gefilde zurück. Foto: Wolfgang Huppertz 30 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 19
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NzA5MzY2