Wachau Magazin 2018
W I E N Foto: © KHM-Museumsverband er Abgrund liegt gleich ne- benan. Die Schönheit ebenso. Im selben Jahr, in dem der große, unsägliche Krieg end- lich ein Ende fand, starben auch vier der wichtigsten Vertreter der Moderne in Wien: Die Maler Gustav Klimt und Egon Schiele, der Architekt Otto Wagner und der Universalkünstler Ko- loman Moser. 100 Jahre danach steht Wien daher 2018 ganz im Zeichen die- ser Zeit des Umbruchs, des Aufbruchs und der Erneuerung, mit Ausstellun- gen und Veranstaltungen, Sonder- schauen und Dokumentationen dieser und auch anderer Vertreter der »Wie- ner Moderne«. »Mögest du nicht in spannenden Zei- ten leben« lautet ein frommer Wunsch in China. In Wien erfüllte er sich nicht in den Jahren von 1890 bis 1918. Im Gegenteil. Diese Epoche stellt einen hochinteressanten Abschnitt der österreichischen Geschichte dar. Die habsburgische Doppelmonarchie Österreich-Ungarn schwankt zwi- schen Schönheit und Abgrund. Künst- ler sind die Wegbereiter, die die ver- krustete Habsburg-Monarchie aufbre- chen. Sie bringen Neuerungen in Kunst, Literatur, Architektur, Musik, Psychologie, Philosophie und vielen weiteren Aspekten der Gesellschaft und prägen die »Wiener Moderne«. Revolutionäres in allen Disziplinen des Lebens entsteht. Bis die Grausamkei- ten des Ersten Weltkrieges über den Globus fegen – eine erste Zäsur. Klimts Frauenporträts, Schieles scho- nungslose Selbstbildnisse, Wagners Ideen für eine moderne Großstadt, Mosers Designs, aber auch Sigmund Freuds Psychoanalyse, die Zwölfton- musik von Arnold Schönberg und die modernen Sinfonien von Gustav Mahler – die im »Haus der Musik« pro- minent vertreten sind – sowie die »Lo- gisch-philosophische Abhandlung« von Ludwig Wittgenstein, der auch das Wittgenstein-Haus in Wien mit- plante, waren nur einige der wichtigs- ten Errungenschaften dieser Zeit. Überall in Wien erblühte Neues. In den Kaffeehäusern der Stadt – etwa im Café Museum oder im Central – disku- tierten Literaten wie Karl Kraus und Peter Altenberg mit anderen Intellek- tuellen. Architekten wie Adolf Loos, der gegen das Ornament wetterte, Josef Hoffmann und Joseph Maria Ol- brich errichteten Bauwerke abseits des historisierenden Ringstraßen-Stils und nützten neue Materialien. Die For- men und Muster der Wiener Werkstät- ten von Stoffen bis zu Schmuck und Porzellan etwa sind bis heute gültig und zeitlos, viele Produkte werden auch heute noch hergestellt. Wien war modern geworden. Und hatte sich von Barock, Biedermeier und der Walzerseligkeit emanzipiert. In aller Schönheit. www.wienermoderne2018.info Schätze unter dem Dach: Im Kunsthistorischen Museum machte der damals 28-jährige Gustav Klimt mit seinen Malereien im neuen Stil auf sich aufmerksam. Im Bild: »Aug in Aug mit Gustav Klimt« – die spektakuläre Klimt-Brücke in 12 m Raumhöhe. Das architektonische Gesamtwerk der »Weißen Stadt« besteht aus Krankenhaus, Jugendstiltheater und der Kirche zum Heiligen Leopold (im Bild). Öffentliche Kirchenführun- gen ohne Anmeldung: Sa. 15 und So. 16 Uhr. Otto-Wagner-Spital, Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien. www.wienkav.at/ows Kontakt: katharina.baier@wienkav.at D EIN FRUCHTBARER BODEN FÜR NEUES Zahlreiche geprüfte Wiener Fremden- führer haben Spezialtouren für das Themenjahr 2018 zur Wiener Moderne, zum Jugendstil, zur Architektur der Jahrhundertwende sowie zu Klimt, Schiele, Wagner und Moser entwickelt. WEITERE INFOS: www.kulturguide-wien.at www.see-vienna.com www.privatimtours.com www.stadtfuehrungwien.com www.travelcuratorvienna.com www.findaguide.at/Wien DAS MAK – ÖSTERREICHISCHES MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST/ GEGENWARTSKUNST verwahrt die größte in einem Museum vorhandene Sammlung von Wiener-Werkstätte-Objekten und deckt damit die gesamte Schaffensperiode der Wiener Werkstätte ab. Unter anderem besitzt das MAK den umfassendsten Bestand an Möbeln, Objekten und Entwürfen Josef Hoffmanns weltweit. www.mak.at ZEITREISEN OTTO WAGNERS »WEISSE STADT« Josef Hoffmann, Eierbecher mit Salzlöffel, Wien, 1904 Ausführung: Wiener Werkstätte © MAK/Katrin Wißkirchen Foto: Wien Tourismus, Christian Stemper WA C H A U M A G A Z I N 2 0 18 | 9 3
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