Wachau Magazin 2018
7 4 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 18 K U LT U R Soviel konzentrierte Sinneslust ist selten: Zu Landschaftsgenuss, Küchenfreuden und Weinoffenbarungen gesellt sich mit der neugestalteten Kunstmeile Krems ein weiteres Verführungsmerkmal der Wachau. Zu erleben gibt’s Kunst, die aufwühlt, berührt, zum Lachen und Träumen verleitet. ohin zum Gespräch? Florian Steininger muss nicht lange überlegen: ans Donauufer ins Café Wellen.Spiel. Bei Cremeschnitten und einer Tasse Kaffee plaudert es sich doch gleich viel gemütlicher. »Schauen Sie sich um«, sagt der Künstlerische Direktor der Kunsthalle Krems. »Die Wachau selbst ist ja schon ein einzigartiges Gesamtkunstwerk.« Steininger, ein leidenschaftlicher Tennisspieler, wirkt so entspannt wie nach einem leichten Sieg in zwei Sätzen. Die letzten Monate waren für ihn umso turbulenter. Ein ganzes Jahr musste der Ausstellungsbetrieb ruhen, weil das neue Gebäude der Landesgalerie Niederösterreich bau- lich mit der Kunsthalle Krems verbunden wurde. Diese Pause wurde dafür genutzt, das historische Gebäude der Tabakfabrik aus dem Jahr 1852 und die vom Architekten Adolf Krischanitz in den 1990er-Jahren hinzugefügten Baukörper einer Generalsanierung zu unterziehen. Und Steininger als Direktor natürlich immer mittendrin. KUNSTGENUSS MAL DREI Inzwischen ist die Kunsthalle Krems auf dem neuesten technischen Stand. Architektonisch wirkt das alles sehr klar und luftig. Es ist eine Freude, durch die Räume zu schlendern, besonders der große Saal überzeugt mit wun- derbar weichem Oberlicht. Als zusätzlichen Ausstellungs- ort hat Steininger die Dominikanerkirche in der Innenstadt mit beeindruckendem gotischen Sakralraum gewonnen. Mit der Eröffnung der Landesgalerie Niederösterreich 2019 wird die Kunstmeile Krems komplett. Bauliche Verzöge- rungen, die den geplanten Start im Sommer 2018 verhin- derten, sind auf die Entdeckung von historischen Funden zurückzuführen. Die Form des spektakulären und rund 35 Millionen Euro teuren Neubaus erinnert an einen Kubus, der um seine Achse leicht gedreht und gestaucht ist. Ein Gang im Untergeschoß verbindet das Museum mit der Kunsthalle Krems, die Terrasse bietet weite Ausblicke. W Von Hans Schloemer NACHWUCHS FÜR DIE KUNSTMEILE Während sich die Landesgalerie auf die klassische Mo- derne konzentriert, zeigt die Kunsthalle Krems zeitgenös- sische Kunst. Dritter im Bunde ist das Karikaturmuseum Krems, Österreichs Zentrum für den gepflegten Humor. Das Haus beherbergt unter anderem die größte Sammlung von Arbeiten von Manfred Deix. OHNE SCHWELLENANGST »Zwischen der Minoritenkirche und der Dominikanerkirche befindet sich einer der wichtigsten Hotspots der Kultur in Mitteleuropa«, sagt Florian Steininger nicht ohne Stolz. In der Tat würde man diese geballte Qualität eigentlich eher in Wien, Paris oder New York vermuten. Aufregende, inno- vative Kunst, eingebettet in eine der ältesten Kulturland- schaften Österreichs – genau dieser Kontrast macht den großen Reiz aus. Steininger: »Hier dominiert kein abwei- send wirkender Kulturtempel, der Schwellenängste erzeu- gen könnte, sondern ein offenes Terrain mit einladend wir- kenden Gebäuden. Wir möchten eine Begegnungsstätte sein und eine Museumsidee leben, die unkompliziert und offen auf Menschen zugeht.« Foto: Kunstmeile Krems/ Lukas Beck »Eine Museumsidee leben, die unkompliziert und offen auf Menschen zugeht« Florian Steininger, Künstlerischer Direktor der Kunsthalle Krems.
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