Wachau Magazin 2018
6 2 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 18 J U N G W I N Z E R Die Wachau braucht sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen: Junge WinzerInnen führen die elterlichen Weingüter mit viel Leidenschaft weiter oder gründen sogar eigene Betriebe. Vier Beispiele, stellvertretend für die neue Generation. Text: Christina Fieber igentlich sei ja alles ein Zufall gewesen, er- zählt Mathias Hirtzberger, jüngster Sohn der Wachauer Winzerdynastie. Denn nach sei- nem Wirtschaftsstudium »rutschte« er ins Finanzwesen, wo eine sichere Karriere vor ihm lag. Aber in der nüchternen Bankwelt habe er nicht wirklich seine Erfüllung gefunden: »Wenn man im Weingarten aufgewachsen ist, lässt einem das nie mehr ganz los. Mir hat einfach das handwerkliche Arbeiten gefehlt!« Und so kehrte er ins elterliche Weingut zurück, um dieses gemeinsam mit seinem Bruder Franz zu führen. Aber dann kam alles anders: Ein entfernter Verwandter verpachtete 5,5 Hektar in Wösendorf, im Herzen der Wachau. »Da musste ich einfach zuschlagen«, erinnert er sich, »mir war klar, so eine Gelegenheit würde nie wieder kommen«. Quasi über Nacht wurde Mathias Hirtzberger hauptberuflich Winzer. Glücklicherweise hatte er parallel zum Studium eine Weinausbildung absol- viert – vielleicht war da ja schon eine innere Zu- kunftsahnung im Spiel. Frei von dem Druck das elterliche Weingut weiterzuführen, konnte sich der Neowinzer jetzt voll entfalten. Den Weinstil des Familienbetriebs in Spitz wollte er nicht imitieren, aber das ergab sich allein schon aus den unter- schiedlichen Bedingungen seiner einige Kilometer entfernten Lagen. Unter dem Namen »Weinhofmeisterei« keltert er seither vielschichtige Veltliner und Rieslinge aus MIT IN DIE ZUKUNFT besten Terrassenlagen. Schon mit seinem ersten Jahrgang 2014 überzeugte Hirtzberger erstmals die Fachwelt – 2016 präsentieren sich seine Weine dann noch eigenständiger. Derzeit baut er seinen eigenen Weinkeller in Wösendorf, denn bislang durfte er »daheim« vinifizieren. Für Georg Högl hingegen war immer klar, dass er Winzer werden will. Von Kindesbeinen an half er imWeingut seines Vaters Josef mit. Der Betrieb im Spitzer Graben ist bekannt für besonders filigrane und tiefgründige Weine. Nach Weinbauausbildung und einigen Praktika kehrte er 2014 nach Hause zurück. Seither sind Vater und Sohn ein kongenia- les Team: Im Keller hat zwar (meist) immer noch Josef Högl das letzte Wort, aber einige Weine gehen bereits ganz auf das Konto des Filius. Er ist außerdem für Verkauf und Marketing zuständig: »Das liegt dem Papa nicht so«, schmunzelt er. Mit der Stilistik des Hauses kann sich Georg Högl absolut identifizieren. Spitzenbewertungen im In- und Ausland geben ihm recht: Der Riesling aus der Toplage Bruck zählt jedes Jahr zu den allerbesten der Region. »Aber man darf nie stehenbleiben«, ist er überzeugt, »muss immer weiter an der Quali- tätsschraube drehen!« Er ist ein absoluter Voll- blutwinzer und kennt jede seiner Lagen bis ins kleinste Detail. Die Terrassen am Spitzer Berg sind extrem steil und liegen wesentlich höher als die Rieden der restlichen Wachau. Umso spannender wird es in Zukunft sein, deren Rieden-Charakteris- tik noch radikaler herauszuarbeiten. Sie sind aller- E Hochkarätig: Mathias Hirtzbergers Riesling Smaragd Bach und der Riesling Smaragd Bruck aus dem Hause Högl. Vollgas
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