Wachau Magazin 2018
WA C H A U M A G A Z I N 2 0 18 | 2 5 P O R T R A I T Foto: Frank Heuer NÖRDLICH UND SÜDLICH DER DONAU DAS WACHAU »AUSTRIA-GUIDES«-TRIO (im Bild von links nach rechts): KARIN TOMICZEK karintomiczek@aon.at T 0043 664 3811 418 ULRIKE HOHENWARTER ulrike.hohenwarter@gmx.at T 0043 664 2303 964 Spezial-Tipp: Das südliche Flair in Krems« (Eintauchen in unbekannte und mystische Welten) CHRISTINE WÖLFEL chris-tine@live.at T 0043 650 3331 458 « Schätze derWachau Die UNESCO Weltkulturerbe- Region entdecken »Lasst uns Licht bringen in das Dunkel südlich der Donau« (Dunkelsteiner Wald) Nur in wenigen Ausnahmefällen steht die Rollfähre still – bei Nebel, starkem Wind, Gewitter und eben Hochwasser. Transportiert wird fast alles – von Perso- nen bis zu Großvieh, Motorräder, Klein-Lkw und natürlich die Traktoren der Win- zer, die auf beiden Seiten Weingärten bewirtschaften. Schon in der Früh fahren Arbeiter hin und her, viele Radurlauber nutzen die Fähre. »Manchmal sind die Fahrgäste ungeduldig, wenn sie auf die Fähre warten müssen. Zum Bus oder Zug kommt man zu spät, aber das Schiff fährt einem davon«, erzählt Lukschanderl. SEIT 90 JAHREN IM DIENSTE DER MENSCHEN Seit dem Jahr 1928 ist der Fährbetrieb dokumentiert. Schließlich erspart man sich 32 Kilometer Umweg, die nächsten Brücken über die Donau stehen in Melk beziehungsweise Stein/Mautern. »Das Schöne ist, wenn man dort arbeiten kann, wo andere Urlaub machen«, erzählt Holzapfel. Auch sein Kollege Lukschanderl genießt es, in der Natur und binnen weniger Minuten beim Arbeitsplatz zu sein. Auf der Fähre fühlt man sich für einige Minuten wie in einem Kokon: Die Donau rauscht gleichmäßig vor sich hin, und das Auge erfreut sich der herrlichen Land- schaft – die Ruine Hinterhaus, Tausendeimerberg und Spitz im Norden, der Dun- kelsteiner Wald im Süden. UNTERSCHÄTZTE GEFAHREN AM STROM Ein Lastkahn tuckert gemächlich stromauf, ein Personenschiff ist in der Ferne zu sehen. Für die Rollfähre gilt eine eiserne Grundregel: Schiffe haben Vorrang. »In den vergangenen zehn Jahren hat der Schiffsverkehr stark zugenommen. Das heißt, wir müssen öfter warten, vor allem im Sommer«, sagt Lukschanderl. Auch die Gefahr steigt wegen der vielen Boote und Schlauchboote. »Die Strö- mung wird von den meisten Urlaubern unterschätzt. Viele liegen im Boot, las- sen sich sonnen und achten nicht darauf, was sich am Fluss abspielt«, erzählen sie. Immer wieder werden Boote in die Fähre hineingetrieben, die Unfälle verlie- fen bislang zumeist glimpflich. Auch dank der Aufmerksamkeit der Fährmänner. Sie beobachten das Geschehen unentwegt, sogar mit dem Feldstecher. ROMANTIK PUR – DIE ROLLFÄHRE ALS STANDESAMT Beide Herren sind seit Jahren verheiratet. Auf der Rollfähre haben sie sich nicht getraut, obwohl das heute möglich wäre. »Wir haben jedes Jahr ein paar Hoch- zeiten. Dann wird der Fährbetrieb für eine Stunde eingestellt«, erklärt Holzapfel. Abhängig vom Standesamt findet die Trauung auf der Rollfähre entweder auf der linken (Spitz) oder rechten (Arnsdorf) Donauseite statt. Die Mitte des Flusses bildet die Gemeindegrenze, die in diesem Fall keinesfalls überschritten werden darf. Damit die Trauung auch gültig bleibt. Holzapfel wie Lukschanderl werden in einigen Jahren wohl als Fährmänner in Pension gehen. Wie viel Wasser in ihrem Berufsleben dann die Donau hinunter- geronnen sein wird? »Da ist der Zettel zu klein, um das zu beziffern«, sagt Holz- apfel. Und legt wieder ab in Richtung Südufer. Schließlich warten dort ein paar E-Bike-Fahrer, die befördert werden wollen. Die beiden Rollfähren, die Spitz und Weißen- kirchen mit dem Südufer verbinden, sind längst zu einem Markenzeichen der Wachau geworden. Für den Antrieb sorgt ausschließlich die Flussströmung.
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