Kvarner Magazin 2022
31 KVARNER Magazin IN DER KVARNER BUCHT HEISSEN KAISERGRANATE SCAMPI UND FÜHREN EIN LUXUSLEBEN, VON DEM DIE MEISTEN IHRER ARTGENOSSEN NUR TRÄUMEN KÖNNEN. DAS NAHRUNGSANGEBOT, DER MEERESBODEN, ALLES PASST PERFEKT. DAS SPIEGELT SICH IN DER QUALITÄT WIDER, BESONDERS DANN, WENN DIE KRUSTENTIERE MIT REUSEN GEFANGEN WERDEN. WIR HABEN EINEN SCAMPI- FISCHER BEGLEITET UND SCHÄTZEN DIE KRUSTENTIERE MEHR DENN JE ... B runos Händedruck sagt viel über den Mann am anderen Ende des Arms aus, oder besser: über seinen fordernden Beruf. Scampifischer – ein Knochenjob, wenn man davon leben muss und die Meeresbewohner zudem noch auf ökologisch sanfte, im Vergleich zur Schleppnetzfischerei aber weit unergiebige- re Weise mit Körben fängt. „Schleppnetze pflügen den Meeresboden nieder, mit allem, was dort lebt und wächst“, erklärt der Fischer. Wir sind uns einig, dass das in den letzten Jahren verschärfte Fisch- ereigesetz Kroatiens Sinn macht. Längst darf nicht mehr überall gefischt werden, jedes Boot ist via GPS lokalisierbar, es gibt streng kontrollierte Fangpausen für viele Arten, und sowohl der geplante, als auch der tat- sächliche Fang müssen gemeldet werden. Nahezu leere Körbe ... Besser nicht weiter fragen. Um 5 Uhr früh fahren wir mit Brunos klei- nem Boot hinaus. In der Nacht war Voll- mond. „Dann sind die Škampi (kroatisch, sprich: Schkampi) s chwerer und ihr Fleisch ist saftiger“, freut er sich. Die Frage nach dem »Warum« kommentiert er schulterzuckend mit: „Ist so.“ Bald haben wir die erste von zehn Bojen in seinem Fanggebiet erreicht. Eine lange Leine mit 30 rechteckigen Fangkörben hängt daran, macht 300 Körbe insgesamt. Die am Boot be- festigte Winsch quietscht, als Bruno Korb für Korb routiniert aus dem Wasser zieht, den noch lebenden Fang beherzt entnimmt, in einen Eimer bugsiert und den mittig im Korb sich in Kürze über die Lieferung freuen, allen voran Brunos Sohn, Küchenchef und Inhaber eines Feinschmecker-Lokals. „Die meisten Reusenfischer (Anmerkung: rund 40 in der gesamten Kvarner Bucht) ver- kaufen ihre Ware an lokale Restaurants“, sagt er. Das ist gut, sehr gut, bedeutet es doch eine höhere Gewinnspanne für sie und schont bestenfalls auch den Geldbeutel jener Men- schen, die Scampi so wie ich einfach lieben. Roh mariniert, vom Grill, in der Pasta, im Ri- sotto oder traditionell »à la Buzara« zuberei- tet: mit etwas Knoblauch, Rosmarin, Bröseln, einem Schuss Weißwein sowie Pfeffer und Salz im eigenen Saft gegart (...). Klasse statt Masse. Das war ein super Fang! K orbfischer liefern immer erste Qualität: Ausschließlich große, blitzsaubere Tiere, die nicht aus dem Schlamm gefischt wur- den, sondern bei ihren nächtlichen Streif- zügen zur Nahrungsaufnahme in die Reuse geschwommen sind. Abgesehen von der Fluchtmöglichkeit der Jungtiere, was dem Fortbestand gut tut, verhindert diese nach- haltige Fangmethode auch ein Zerdrücken oder Verletzen, und die Tiere landen noch lebend beim Kunden. „Die besten Restaurants und Konobas wissen top Ware am meisten zu schätzen“, sagt Bruno und wiegt seine Ware ab. Erst jetzt finde ich den Mut zu fragen: „Sind die Körbe eigentlich immer so leer?“ Da lacht der Fischer: „Auf diese Frage habe ich gewartet. Sechs Kilo! – Das war ein super Fang heute. Zeit für einen Biska?“ – Unbedingt! befestigten Köder austauscht. Schlussend- lich lässt er die Langleine wieder in die Tiefe der Adria gleiten. Ich bin verunsichert. In der Regel befinden sich nur ein, zwei Scampi im Korb, selten drei, öfter gar keine. Kann das normal sein? Besser jetzt nicht fragen, auch wenn Brunos Mimik keinerlei Anzeichen von Ärger oder Enttäuschung zeigt. Es ist Nachmittag geworden. Während der Autopilot uns in den Hafen navigiert, sortiert der Fischer die Krustentiere aus dem großen Plastikeimer in Schalen, wo sie sich wie in Zeitlupe bewegen. Zwei Restaurants werden TEXT KARIN HAUENSTEIN-SCHNURRER DIE BESTEN! Scampi SCAMPIFISCHER BRUNO MIT REUSE „Ökologisch ist nicht gleichbedeutend mit ökonomisch, aber man hat ein viel besseres Gewissen.˝
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