VONLebenslust UND LEDERHUT Schauspieler Michael Rotschopf lebt in Berlin, wurzelt aber in Osttirol, wo seine Schwester Marie Theres das Genießer-Parkhotel Tristachersee betreibt. Vieles aus seiner Kindheit und Jugend in Lienz prägt ihn kulinarisch bis zum heutigen Tag. Interview: Wolfgang M. Gran; Foto: Mirjam Knickriem ls TV-Schauspieler erlangte er 2004 mit der ersten deutschen Telenovela »Bianca – Wege zum Glück« Bekanntheit. Er stand aber auch zweieinhalb Jahre unter der Regie von Peter Stein im »Faust« auf der Theaterbühne, spricht Hörspiele ein, spielt in Musicals, Fernsehkrimis und anspruchsvollen Filmen. Michael Rotschopf ist ein künstlerischer Tausendsassa, der immer in Bewegung bleiben will und stets seinem Gefühl entlang geht. Er hat einen sinnlichen Zugang zum Leben und ist deshalb auch ein großer Genießer, wenn ihn der Job lässt. Auf Reisen meidet er Hotels, weil er da nicht selbst kochen kann. Das liebt er nämlich, vor allem, wenn er die Lebensmittel selbst auf dem Markt aussucht. Ein Gespräch über den Geschmack aus der Kindheit, den Reiz seiner Wahlheimatstadt Berlin, lebenslanges Lernen und eine Vision vom Lebensabend in einer Osttiroler Waldhütte. Ihr Vater Josef Kreuzer baute in Lienz das »Parkhotel Tristachersee«, das heute von Ihrer Schwester Marie Theres geführt wird, zu einer Top-Adresse um. Sie sind aber trotzdem kein »Gastro-Kind«. Michael Rotschopf: Nein, weil ich bei meiner Großmutter aufgewachsen bin. Die kam aus dem Kärntner Lesachtal, einer Region mit unglaublichen kulinarischen Spitzen, und lernte als Teenager in Wien bei einer tschechischen Köchin. Ich bin also, was das Kulinarische betrifft, durch meine Großmutter in einem Paradies aufgewachsen, in dem sich das Beste aus dem Lesachtal mit den K.-u.-k.-Köstlichkeiten traf. Ein- bis zweimal im Jahr kommen Sie ja nach Lienz zurück. Gibt es da Gerichte, auf die Sie sich schon bei der Anreise freuen? Michael Rotschopf: Natürlich. Neben den »Schlipfkrapfen«, die immer sein müssen, esse ich auch wahnsinnig gern Knödel. Das ist etwas, mit dem ich in Berlin, wo ich lebe, nicht gerade gesegnet bin. Also nicht mehr. Es gab da ein wirklich gutes Knödelrestaurant, das, warum auch immer, von drei jungen Israelis betrieben worden war, aber das hat inzwischen zugemacht. Auch Mohnnudeln sind so etwas, auf das ich mich regelmäßig freue, wenn ich nach Osttirol komme. Das heißt, Ihre kulinarische Kindheitsprägung wirkt bei Ihnen bis heute nach? Michael Rotschopf: Total. Und ein bisschen Gasthauskind war ich ja schon, weil meine Großmutter im Gasthof Goldener Fisch in Lienz als Kellnerin ausgeholfen hat und wir Kinder sehr oft dort waren. Im hinteren Garten standen da riesige, schöne Birnbäume, und wir mussten da immer die Wespen aus den matschigen Birnen rausholen, weil Großmutter die für ihre »Kletzenkrapfen« gebraucht hat. Einmal haben mich dabei sechs Wespen auf einmal gestochen. TAVOLATA DAS GENIESSER-TISCHGESPRÄCH A 16 Cirque Gourmet 2025/26
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