KAMERAS, KÜCHEN &Kostümchen Schauspielerin Nicole Beutler schafft scheinbar mühelos den Spagat zwischen leichter Unterhaltungskost und schwierigen Charakterrollen. Privat träumt die vielseitige Mimin, die auch als Chansonnière Erfolg hat, von der selbst konzipierten Küche. Interview: Wolfgang M. Gran; Foto: Sascha van der Werf an kennt sie aus den Serien »Schlosshotel Orth«, »Bergdoktor« und »Vorstadtweiber« ebenso wie aus internationalen Filmproduktionen, wie »Klimt« mit John Malkovich, »Marie Bonaparte« mit Catherine Deneuve oder der BBC/Netflix-Serie »The Serpent«. Die 55-jährige Schauspielerin Nicole Beutler, die eigentlich Primaballerina werden wollte, tanzt, salopp formuliert, in ihrem Beruf auf vielen Kirtagen. Sie genießt ihr facettenreiches Leben und lebt seit geraumer Zeit auch den Genuss, nachdem sie als Tänzerin viele Jahre kulinarischer Entbehrung hingenommen hatte. Sie kocht gerne, liebt dabei aber die Erwartung des guten Mahles mehr als den Akt der Zubereitung. Ein Gespräch über Schauspielerei und die Frau am Herd, den Spagat zwischen leichter Unterhaltung und großen Charakterrollen, die unvergleichliche Magie der Musik und die große Liebe zu England. Sie hatten ab Ihrem fünften Lebensjahr Ballettunterricht und wollten eigentlich Tänzerin werden. Kochen und essen Sie heute deshalb so gern, weil Diäten lange ein Teil Ihres Lebens waren? Nicole Beutler: Ich war als Ballett-Elevin gefühlte Jahrzehnte auf Diät. Ich habe das mit einer sehr großen Abneigung gegen die Diäten, aber mit einer großen Liebe zum Ballett sehr, sehr lange durchgezogen. Erst mit Mitte 30 habe ich beschlossen: Jetzt reicht’s mit dem Aufpassen und Kalorienzählen. Da habe ich begonnen, das Essen richtig genießen zu können, und das tu ich bis heute. Ich koche auch wahnsinnig gern. Schon in der Schule, einem wirtschaftskundlichen Realgymnasium, hatte ich Kochunterricht, und auch von meiner Oma habe ich mir viel abgeschaut. Sie teilen die Kochleidenschaft mit Ihrem Mann, dem Journalisten Gert Korentschnig. Sind da in der Küche die Rollen klar verteilt? Nicole Beutler: Ja, wir teilen uns das auf. Ich würde mich zum Beispiel nie trauen, daheim italienisch zu kochen, das ist sein Revier. Ich bin eher für die schwerere Kost zuständig, österreichisch oder französisch – aber auch asiatisch. Ich träume ja davon, einmal im Leben eine Küche zu haben, die ich selbst konzipiert habe. Die habe ich schon genau vor Augen, und dann geht’s erst so richtig los mit dem Kochen. Sie essen im Unterschied zu Ihrem Mann kaum Fleisch. Woher kommt das? Nicole Beutler: Ich bin eine sogenannte Flexitarierin, und das heißt in meinem Fall: Zuhause esse ich kein Fleisch und auch in einem Restaurant bestelle ich keines. Das kommt bei mir daher, dass ich überzeugte Tierschützerin bin und Massentierhaltung und alles, was damit zusammenhängt, furchtbar finde. Das möchte ich nicht unterstützen. Aber wenn ich wo zu Gast bin, esse ich, was auf den Tisch kommt, da möchte ich die Gastgeber nicht in Verlegenheit bringen. Wie handhaben Sie das am Set? Haben sich die Gepflogenheiten beim Catering an veränderte Verpflegungsbedürfnisse angepasst? Nicole Beutler: Bei den meisten Produktionen ist das mittlerweile wirklich sehr gut und bietet auch für Veganer genügend Möglichkeiten. Früher wurde auf die Essensgewohnheiten der Schauspieler:innen nicht so geachtet, da orientierte M TAVOLATA DAS GENIESSER-TISCHGESPRÄCH 29 Cirque Gourmet 2025
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