Cirque Gourmet - Genießerhotels Nr. 21
Pralinen, Torten, Desserts – wer dabei schwach wird, ist in St. Kathrein am Offenegg im steirischen Almenland rettungslos verloren. n rosa Plüsch gebettet – so nahmen Eveline Wilds süße Träume einst Gestalt an. »Als kleines Mädchen durfte ich meine Mama immer zum Friseur begleiten«, erinnert sie sich. Doch schnell plagte sie dort die Langweile, denn sie wusste: »Nebenan ist eine Konditorei«, bekennt die heutige Pâtissière des Genießerhotels »Der WILDe EDER« schmunzelnd. Dort ergatterte sie von ihrem bescheidenen Taschengeld stets ein Baiser-Stangerl, dass sie genussvoll auf dem Plüschsofa der Kon- ditorei vernaschte. »Ich liebte alles an die- ser kleinen Welt. Vom hübsch dekorierten Schaufenster, dem betörenden Geruch bis hin zur köstlichen Auslage.« Eine Liebe, die sie bis heute nicht loslässt. Im Gegenteil: Eveline Wild gilt weltweit längst als eine der Besten ihres Metiers. Die Liebe der Konditoren-Weltmeisterin Edle Valrhona Schokolade, zarte Mousse, filigrane Marzipan-Figuren – dies sind die köstlichen Elemente, auf deren Finesse Eveline Wilds Berufung basiert. Den Grundstein dafür legte sie während ihrer Ausbildung in der Konditorei Valier in Innsbruck, ehe es sie nach München zu Dallmayr zog. 2001 folgte der erste Ritter- schlag: Dank ihres außerordentlichen Talents und »einer Portion Glück«, wie sie bescheiden hinzufügt, gewann sie in Seoul den Titel der Konditoren-Weltmeisterin. Der damals 21-Jährigen war jedoch nicht bewusst, wie sehr dieser Sieg ihr Leben beeinflussen sollte. Denn zwei Jahre zuvor nahm die Großcousine ihres heutigen Mannes, Stefan Eder, in Montreal an dem Wettbewerb teil. Über diese Tangente lern- ten sich die beiden Frauen kennen, wurden »Schwestern im Geiste« und so begegnete Eveline auch bald weiteren Familienmit- gliedern. »Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte«, lacht sie hellauf. Eine Geschichte, deren Basis heute am Ostrand I des Passailer Beckens liegt, wo sie gemein- sam mit ihrem Mann für das leibliche Wohl der Gäste des familiengeführten Hotels sorgt. Er für die würzigen, sie für die süßen Genüsse. Bereits zuvor hatte sie von der Konditorei in die Pâtisserie gewechselt – und sich dabei u.a. im Wiener Gourmet- tempel Steirereck ihre Sporen verdient. »Wobei ich anfangs erst aus meinem Tortendenken rauskommen musste. Es ist schon anders, die Grundidee eines Küchleins als anmutiges Dessert auf den Teller zu zaubern.« Perfektionistin bis ins kleinste Detail Doch auch hier zeigte sich schnell, aus welchem Holz die 39-Jährige geschnitzt ist: »Ich bin eine Hardlinerin«, sagt sie, »die in Sachen Qualität und Handwerk keine Kompromisse kennt«. Ein Ausnahmetalent, das von klein auf lernte, hart zu arbeiten. Aufgewachsen in einem landwirtschaftli- chen Betrieb, musste Eveline – wie auch ihre drei Geschwister – früh Verantwortung übernehmen. Geschadet hat ihr das nicht. Ganz im Gegenteil. Denn gerade wenn es kompliziert oder diffizil wird, läuft sie zur Hochform auf. »Ich liebe die Kreativität an meinem Beruf, die Vielfalt, die unend- lichen Möglichkeiten.« Denn ihren Gästen mit ihren Kreationen stets immer noch mehr Tiefe, Geschmack, Genuss und Freude zu schenken, ist ihr höchster Antrieb. Die süße Welt der wilden Eveline TEXT: ANJA HANKE Jedes Stück ein Meisterwerk: Natürliche Geschmacksnuancen, ehrliche Zutaten und ein feines Händchen fürs Besondere sind die Basis für ihre Pralinen, die man unter www.eveline-wild.at bestellen kann. LADYCHEF »Das Leben ist zu schön für Knäckebrot«, teilt Eveline Wild lachend ihre Lebensdevise mit. Und sie muss es wissen, denn schließlich gilt die gelernte Konditorin als Meisterin des süßen Glücks. Wer ihr nicht gerade bei ihrer Arbeit im Genießerhotel »Der WILDe EDER« begegnet oder mit ihr in einem Backkurs Köstlichstes erschafft, kennt sie bestimmt aus der beliebten ORF-Sendung »Frisch gekocht«. Foto: Stefan Eder Diese Verführung ziert auch das Cover unserer aktuellen Ausgabe (Foto: Joerg Leh- mann): »Ich liebe dichte Aromen, die intensiv schmecken«, erzählt Eveline Wild. Die Tonkabohne gehört daher zu ihren Favoriten, die sie hier gelungen mit Mango und mexikanischer Schokolade vermählt. L A D Y C H E F Foto: Lukas Kirchgasser
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